Die hilfreiche Kraft des Gehens
Moderate Bewegung, wie etwa das Gehen, verbessert
- Stimmung
- Schlafqualität
- Selbstvertrauen und
- das Körpergefühl.
In der Bewegung, so zeigt die Erfahrung, bewegt sich auch das Denken leichter. So werden sorgenvolle Gedanken wieder beweglicher, Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Niedergeschlagenheit oder Angst können sprichwörtlich „vergehen“, angespannte Muskeln werden gelockert. Die Sinne werden in Bewegung besser angeregt. Gehen an sich kann also bereits als Therapie wirksam sein.
Die vielen Varianten des „Gehens“ im deutschen Sprachgebrauch
Alltagssprachlich drücken wir viele Begebenheiten mit dem Verb „gehen“ aus, wobei das körperliche Gehen und das seelische Ergehen ineinandergreifen. Häufig kommt die Antwort auf die Frage nach dem Befinden vieldeutig „Na, es muss ja gehen…“ oder auch „Ehrlich: es geht mir eigentlich nicht gut!“. Im übertragenen Sinne kann etwas gut ausgehen, jemand kann als Sieger hervorgehen, wenn er auf’s Ganze geht. Wir können ein Problem angehen oder ihm bewusst aus dem Weg gehen. Uns kann etwas sehr nahe gehen oder sogar unter die Haut gehen. Man kann etwas durchgehen lassen oder über sich ergehen lassen. Schmerzen können durch Mark und Bein gehen, so dass man selbst durch die Hölle geht. Da kann einem das Lachen vergehen.
Psychische Erkrankung als Stillstand
Ein Großteil der Personen, die einen Psychotherapeuten oder eine psychiatrische Klinik aufsuchen, leidet unter depressiven Verstimmungen, fühlen sich freudlos, unmotiviert und dauerhaft erschöpft. Oder sie leiden unter massiven Ängsten, besonderen beruflichen oder privaten Belastungen bzw. massiven Stressreaktionen. Menschen in seelischen Krisen erleben ihre Situation häufig als Stillstand, es fehlt ihnen die Veränderungshoffnung. Der Teufelskreis aus seelischer Belastung, Resignation und der Erfahrung, die Probleme nicht mehr bewältigen zu können trägt zur Aufrechterhaltung dieses so unerwünschten Zustandes bei.
Hilfe durch Psychotherapie und Gehen
Psychotherapeutische Behandlung fördert durch therapeutische Interventionen die „Beweglichkeit“ belastender Gedanken, Gefühle und ungünstiger Verhaltensweisen. Sie regt zu neuen, flexibleren Sichtweisen an und damit zu angemessenen Veränderungsschritten. In der Regel sitzen dabei Therapeut und Patient einander gegenüber und sprechen über die relevanten Themen. Unserer Erfahrung nach fällt es vielen Patienten jedoch im Gehen sehr viel leichter, Probleme anzusprechen und Schritte zu einer neuen Bewertung anzunehmen und auszuprobieren. Das Gehen in der Natur wirkt wohltuend auf alle Sinne und trägt dazu bei, sich auf den Augenblick einzulassen und rückgewandte Gedanken oder Zukunftsängste zu beruhigen.
Zusätzlich setzt das zentrale Nervensystem wenn wir gehen sogenannte Neurotransmitter frei. Diese Botenstoffe im Gehirn verbessern unsere Denkleistung und Kreativität, das Kurzzeitgedächtnis und unsere Fähigkeit Probleme zu lösen. Im Gehen nimmt der Sauerstoffgehalt im Blut zu, wovon das Gehirn und alle Organe profitieren.
Gehen im psychotherapeutischen Gespräch fördert das Erspüren eigener Kräfte und Ressourcen. Es unterstützt das Wahrnehmen von Emotionen, Gedanken und inneren Prozessen. In unserer Klinik nutzen wir diese Erfahrungen immer wieder, verlassen die gewohnte Klinikumgebung, um mit unseren Patienten und Patientinnen unterwegs zu sein und neue Perspektiven zu entwickeln.